Nein, es ist niemals erlaubt zu lügen, auch nicht um Menschen zu retten. Denn die Lüge ist ihrem Wesen nach eine Sünde gegen die Wahrheit, die Gott selbst ist. Der Zweck kann ein noch so guter sein – das Mittel der Lüge bleibt verwerflich, weil es dem göttlichen Wesen widerspricht.
Doch ist nicht jede Enthaltung von der Wahrheit eine Lüge. Schweigen, das Verschweigen gewisser Tatsachen oder eine kluge Redeweise, die den Bösen nicht die Wahrheit preisgibt, kann erlaubt und sogar geboten sein. Denn nicht jeder hat ein Recht auf jede Wahrheit.
So bleibt festzuhalten: Der Christ darf nicht lügen, auch wenn er dadurch scheinbar retten könnte. Er darf jedoch mit Klugheit so handeln, dass er die Wahrheit schützt, ohne dem Bösen zu dienen. Die Rettung der Menschen soll er Gott anvertrauen, der allein Herr über Leben und Tod ist.
Es ist niemals erlaubt zu lügen, um jemandem zu helfen oder Schaden von jemandem abzuwenden. Denn man muss niemals etwas Böses tun, damit daraus Gutes entsteht. Nun ist aber die Lüge ihrem Wesen nach etwas Böses, da sie der Ordnung der Wahrheit widerspricht. Deshalb kann sie durch keinen Zweck gut oder erlaubt werden.“ (STh II-II q.110 a.3)