Jesus habe keine Allmacht gezeigt, sondern gebetet, dass Gott Wunder wirke

Dieses Argument ist historisch und biblisch unhaltbar. Zwar finden wir Stellen, an denen Jesus betet, bevor er handelt (z. B. Joh 11,41–42 vor der Auferweckung des Lazarus). Aber entscheidend ist: Jesus führt seine Wunder im eigenen Namen und aus eigener Autorität aus, nicht wie ein Prophet, der Gott um ein Wunder bittet.

Mose oder Elija mussten immer zu Gott flehen (vgl. 1 Kön 17,20–21; Ex 15,25). Jesus aber sagt schlicht: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ (Joh 5,8). Er befiehlt mit göttlicher Vollmacht – und es geschieht. Bei der Heilung des Aussätzigen sagt er nicht: „Gott heile dich“, sondern: „Ich will – werde rein!“ (Mk 1,41). Beim Sturm spricht er mit schöpferischer Macht: „Schweig! Sei still!“ (Mk 4,39) – und die Natur gehorcht ihm. Kein Prophet wagte je, Wind und Wellen zu befehlen.

Das Neue Testament betont gerade diesen Unterschied. Die Leute erkennen: „Er lehrt mit Vollmacht, nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mk 1,22). Selbst die Dämonen gehorchen ihm unmittelbar (Mk 1,27). Und Jesus macht klar: „Alles, was der Vater tut, das tut gleicherweise auch der Sohn“ (Joh 5,19). Er ist kein bloßer Bittsteller, sondern der göttliche Herr, der aus eigener Macht wirkt.

Die frühen Kirchenväter bezeugen dasselbe. Ignatius von Antiochien nennt Christus „den Arzt des Leibes und der Seele, geboren und ungeboren, Gott im Fleisch“ (Brief an die Epheser 7,2, um 107). Irenäus von Lyon betont in Adversus Haereses (II,32, um 180), dass Jesus Wunder „nicht wie Magier oder Propheten durch fremde Macht, sondern durch seine eigene göttliche Kraft“ tat.

Gegenargument der Gegenseite

„Jesus hat nur mit Gottes Kraft geheilt – so wie die Propheten.“

Kurze Widerlegung:

Die Propheten sprachen nie im eigenen Namen. Jesus dagegen spricht durchweg im Imperativ: „Ich sage dir, steh auf!“ (Lk 7,14). Er beansprucht die göttliche Autorität selbst. Darum erschraken die Menschen und sagten: „So etwas haben wir noch nie gesehen“ (Mk 2,12).